Lokalbahnhof

Nicht nur der tägliche Einstieg ins Chaos

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Was irgendwann als verrückte Idee begann…

Februar 6th, 2010 · Keine Kommentare

…ist nun tatsächlich Wirklichkeit geworden: Аэ сем в София. Ich bin in Sofia.

Und was gibt es mehr zu Wünschen? Doppelglasfenster, Kühlschrank im Zimmer, Dusche und WC im Zimmer, … – ich kann mich wahrlich nicht beschwerden. Gut: Dass die Dusche und die Toilettenschlüssel denselben Platz im Bad einnehmen muss man halt mal ausprobieren. Und das Zimmer ist echt schön! Der Blick aus dem Fenster ist vermutlich auch einer der schönsten in Студенски град (Studenski Grad, Studendenstadt) – man schaut direkt auf der Cerni Vrah, den Hausberg Sofias. Den Gang und auch die Fahrstühle vergisst man dafür gerne. Bei der ersten Fahrt war ich ob der fehlenden Innentür im Aufzug doch etwas irritiert und musste mich tunlichst von der sich nach unten bewegenden Wand fernhalten….

Aber ganz so einfach was es dann doch nicht, hierher zu finden. Zuerst mal wollte ja alles, was da auf dem Regal steht noch in den blauen Koffer – es hat gepasst. Ich hätte aber auch dagegen gewettet…. Die Fahrt zum Flughafen war auch eher unspäktakulär (ausser, man findet, dass eine pünktliche S-Bahn doch auch schon was besonderes ist….). Dann Sicherheitskontrollen und Boarding und dann der letzte Bus nach Sofia.

Und dann kommen einem doch komische Fragen in den Sinn: Da will man gefühlt ans Ende der Welt reisen und kommt erstmal nach Bad Homburg v.d.H.. Da hätte man auch echt die S5 nehmen können – ganz ohne Sicherheitschecks. Die waren übrigens relativ nervig: Ich dachte, ein Check reicht und habe gleich danach bei der nächsten Toilette meine Wasserflaschen mit Leitungswasser befüllt…tja, dann kam der nächste Sicherheitscheck. Nachdem ich dann die Flaschen entleert hatte (dafür musste man natürlich wieder zurück aufs Klo rennen…) wurde mein Vokabel-Karteikasten als „irgendwas mit Flüssigkeit“ identifiziert. Ich konnte dann glücklicherweise den Sicherheitsmensch überzeugen, dass das wirklich Papier und dass da kein Wasser bei ist…naja. An mein Wasser bin ich dann doch noch gekommen – nach der letzten Sicherheitskontrolle gabs natürlich nochmal Toiletten. Jetzt aber bitte nicht wegen Wasserverschwendung aufregen, es waren ja insgesamt nur drei Liter und das auch noch im Namen der Sicherheit…

Der Flug ging gut – etwas turbulent und der Fensterplatz zeigte eigentlich nur Wolken – und am Flughafen in Sofija klappte alles ganz gut. Mein Koffer kam schon als Zweiter und relativ schnell stand ich mit einer fünfer-Fahrkarte bewaffnet an der Bushaltestelle. Nachdem ich drei Taxifahrer davon überzeugt hatte, dass ich tatsächlich mit dem Bus fahren will, auch wenn ein Taxi ach so billig ist, und ein Mitarbeiter der Busfirma, der die Bushaltestelle vom Schnee befreit hat (es liegen hier in Sofia 5-10 cm Schnee), etwas irritiert geschaut hat, weil mir nicht kalt war – stieg ich endlich in den Bus. (mit meinen zwei Bocken Bulgarisch konnte ich sogar mit dem Mitarbeiter reden *freu* Kalt heisst nämlich Студен „Studen“. Die Eselsbrücke zu Studenski Grad war ja dann irgendwie nahe…) Und noch mehr Bulgarisch: Сняк – Snjak heisst Schnee. Interessanterweise gibt es davon im Bulgarischen sogar einen Plural [den ich schonwieder vergessen hab…], welchen Sinn das gibt, hab ich aber noch nicht verstanden. Was soll man denn mit zwei Schnees? :-D

Leider ging es schon im Bus weiter mit der Reise: Mein Gepäck ist schwarz gefahren. Und ich muste dafür Blechen! (mit Truhe wäre das nicht passiert…) Etwas ärgerlich – weil meine Bulgarischlehrerin extra noch herausgesucht hatte, dass so großes Gepäck eine Fahrkarte braucht. Zum Glück ist das Busfahren an sich nicht so teuer (es kostet 1 Лев = 1 Lew = 1 DM (sic!)). Das Schwarzfahren zum Glück auch nicht :-D Das kostet ’nur‘ das Zehnfache, also 10 Лева und damit 5 Euro…das kostet bei uns schon fast die Fahrkarte für Normalsterbliche vom Flughafen in die Innenstadt. Dafür ist in Frankfurt das Gepäck dabei. In Frankfurt sehen dafür die Straffahrkarten nicht so schön aus

An der Endstation vom Bus gings dann in die Metro – an der Station Климент Охидски/Kliment Orhidski, die direkt an einer der – leider anderen – Universitäten in Sofia. War ein ziemlicher Umweg, aber einfacher und ich musste nicht im Kalten bei Schneefall auf mehrspurigen Schnellstraßen die korrekte Haltestelle suchen…und ich konnte mal mit der Metro fahren… :-D Dort kostete die Fahrkarte nochmal 1 Лев – hier aber inklusive Gepäck. (sollte also einer von Euch mich besuchen kommen: die Bedingungen gut merken oder nur Gepäck kleiner 60 cm mitnehmen. Mein Koffer hat übrigens 61 bis 62 cm….). Verfahren kann man sich in der Metro kaum: Es gibt nur eine Linie – aber darüber schreibe ich bestimmt nochmal ausführlich.

In Мусагеница/Musageniza angekommen habe ich auch recht schnell den Block 3 in Darweniza gefunden. Leider war es nicht der Richtige. Es war zwar auch relativ angegammelt, aber ohne Pförtner. Und sah so gar nicht nach Studentenwohnheim aus. Nachdem ich mindestens 5 Leute gefragt habe (auf Bulgarisch, Englisch, Deutsch und auf Activity-Pantomime…) konnte mir jemand an der Technischen Uni sagen, wo der Block genau ist. Alle Hinweise vorher führten aber auch in die richtige Richtung. War also soweit nicht soo schlimm – etwas unangenehm war es mit einem 20 kg Koffer über 5 cm hoch eingeschneite Bürgersteige zu laufen. Am richtigen Block konnte die Hausbehüterin natürlich kein einziges Wort Englisch oder Deutsch und mein 3-Worte-Bulgarisch und auch Pantomime halfen nicht weiter. Zum Glück konnte der Nächste, der da reinkam („Do you speak English?“) übersetzen und dann hat es auch geklappt – ich bekam ohne wenn und aber meinen Schlüssel. Der freundliche Übersetzer hat mir dann sogar noch mein Zimmer gesucht (ich hätte es nie so schnell gefunden). Ich wäre vermutlich schon im Aufzug gescheitert – die Knöpfe haben selbstverständlich keine Beschriftung. Und damit man nicht auf die Idee kommt, in den ersten oder zweiten Stock zu fahren, ist da einfach ein Loch statt Knopf. Ich möchte lieber nicht ausprobieren, was man alles bekommt, wenn man ausverstehen auf den zweiten Stock ‚drückt’…

Nur 2,5 Stunden nach dem Einsteigen in den Bus war ich dann in meinem Zimmer – womit wir wieder bei Doppelglasfenstern, Kühlschrank im Zimmer und einer eigenartigen WC-Dusch-Kombi wären

An dieser Stelle möchte ich einmal der Weltenbummlerin Janina danken, ohne die dieses – vielleicht verrückte – Projekt oder Abenteuer (letzteres klingt einfach cooler ;-)) wohl nie wahr geworden wäre. Ich glaube, niemand kann einen besser Motivieren, einfach mal ins kalte Wasser zu springen!

Im nächsten Beitrag erzähle ich dann etwas über das erste Bier hier, wo man was zu Essen herbekommt – und vielleicht wie die Dusche so ist….

P.S.: Falls mir jemand etwas schicken wollen sollte (eine Postkarte, oder so ;-)), meine Adresse ist

Филип Шнайдер
Студентски град бл. 4 ап. 632
1700 София
България/BULGARIEN

Das ganze solle etwa so aussehen:

Falls es bei Dir anders aussieht, brauchst Du noch diverse Plugins für die Kyrillische Schrift – ich weiss aber nicht, wie das geht.

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